Kleeblatt

Moin Moin

Der Kupferwurm

Auf dieser Seite möchte ich einige Erlebnisse mit dem Kupferwurm beschreiben. Dieser Wurm taucht nicht in Brehms Tierleben auf, sondern in dem gleichnamigen Buch von Carl Hertweck aus dem Jahr 1961. Hertweck war Chefredakteur der Zeitschrift "Motorrad". Auch heute ist das Buch für Freunde alter Motorräder eine Fundgrube.

Elektrische Probleme sind auch für gestandene Motorradschrauber häufig kaum zu lösen. Wer mit dem Schraubenschlüssel umgehen kann, muss nicht immer auch den Eigensinn der Elektronen verstehen. 

Beginnen wir mit dem aktuellsten Erlebnis:

Sonntag, 3. August 2003

Wir sind am Vormittag auf dem Weg zu einer Geburtstagfeier. Eigentlich hätten wir auch an einer Oldtimer-Rallye teilnehmen können, dachte ich mir. Es startete nämlich zu dieser Zeit in Gesmold eine Oldie-Karawane. Die Guzzi ist 27 Jahre alt, einige teilnehmende Fahrzeuge waren offensichtlich jünger. Vielleicht sind wir nächstes Jahr dabei. Die Veteranen nahmen aber einen anderen Weg als wir. Kurz hinter Oldendorf (bei Melle) ging der Motor plötzlich aus. Bei einem solch plötzlichen Aus - ohne hässliches Geräusch - kann es eigentlich nur der Kupferwurm sein, der irgendwo etwas durchgebissen hat. Die Straße ist hier relativ eng und stark befahren. Deshalb schoben wir das Gespann in das Gras neben der Straße.

Zunächst Kerzenstecker abziehen und das Kabel an den Motor halten und starten. Keine Funken. Die Maschine hat eine kontaktlose Zündung von Lucas, ja, ja, normalerweise funktioniert sie auch im Dunkeln (Sprüche über die Queen of Darkness gibt es genug). Wenn die jetzt hinüber ist, kann ich mich nur abschleppen lassen. Ich wollte schon über mein Nokia-Brikett den ACE anrufen, da kam mir die Erleuchtung.  Unter dem Tank liegen die beiden Zündspulen, die hier in Reihe geschaltet sind. Das hat übrigens zur Folge, dass jede Kerze nicht nur - wie üblich - einmal während zweier Kurbelwellenumdrehungen zündet, sondern zweimal. Das zweite Mal aber einfach nur so ohne eine Verpuffung auszulösen. 

In der Nähe der unteren Zündspule hing völlig desorientiert ein Kabel herunter. Ob das wohl wichtig war? An der Zündspule selbst saß noch ein Kabelschuh - ohne Kabel. Klar, hier hatte der Kupferwurm zugebissen. Jetzt könnte man doch ganz einfach den Kabelschuh abziehen und das Kabel geschickt an der Kontaktzunge befestigen. Zwei Probleme tauchten aber auf. Erstens hatte ich die Werkzeugtasche geplündert, im Mittelpunkt meiner Schraubereien steht ja jetzt der Millecinquecento, in ihm liegt das Werkzeug. Zweitens sitzen die Zündspulen im Zylinderwinkel. Dort ist alles richtig mollig warm. Außerdem sitzt dort noch ein wachsamer Auspuffkrümmer, der auch prompt auf meinem Handgelenk sein Kennzeichen hinterlassen hatte.

Das Problem mit dem Werkzeug ließ sich aber relativ leicht lösen, denn mittlerweile nahten auch schon die ersten Oldies. Mehrere Motorradfahrer hielten und boten Hilfe an. Einer fragte nach, ob wir ihm eine Zange zum Lösen der Tachowelle geben könnten. Hätten wir auch gerne gehabt... Ein Bentley-Fahrer fragte, ob jemand mitfahren möchte. Glücklicherweise wusste Karin nicht, wo die Geburtstagsfeier stattfinden sollte, sonst hätte sie sich sicherlich gerne dorthin kutschieren lassen. Aber die Besatzung eines Alfa Fastback-Spiders hatte eine Zange dabei und ein Taschenmesser. Mit der Zange konnte ich den Kabelschuh abziehen, leider nahm dieser gleich Reißaus und liegt jetzt im hohen Gras. Auch ein Taschenmesser befand sich im Alfa.

So konnte ich das Kabel abisolieren und durch das Löchlein in der Kontaktzunge ziehen und mit einem Knoten befestigen. Die alte Hülse des Kabelschuhs konnte ich noch über diese Pfuschreparatur schieben. Auch seemännische Fertigkeiten sind manchmal bei Motorrädern gefragt. Ich hoffe, dass die Alfa-Besatzung keine Strafpunkte durch den Zeitverlust bekommen hat. Vielen Dank.

Jetzt lagen noch insgesamt 80 km vor uns. Karins besorgte Blicke konnte ich überhaupt nicht verstehen. Der Knoten wird bestimmt halten. Er hielt auch. 

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So eine kleine Verzögerung kann allerdings auch ihr Gutes haben. Wir waren jetzt natürlich nicht mehr die ersten auf der Feier. Und die letzten beißen bekanntlich die Hunde. Nicht so bei Xaver, dem - meistens - freundlichen Schäferhund. Der hatte Mike bereits gezwickt, er war der erste. Als wir kamen, saß Xaver in seinem Arrestzimmer, sehr zur Freude von Karin.

Es folgen noch:

  • Die Osterausfahrt 2002 mit der DKW RT 200 H
  • Die Hochgeschwindigkeitsprobleme mit der DKW
  • Die Zündgeheimnisse der Guzzi
  • Mangelhafte Ladung

Letzte Änderung: Mittwoch, 07. August 2013